Unser Weg aufs Land

Den Plan Wien den Rücken zu kehren und aufs Land zu ziehen ist in unserem ersten Kroatien Urlaub gefallen.

Wir saßen am Abend bei einem von vielen Sonnenuntergängen und redeten über unsere Zukunft.

Wir wollten gemeinsam alt werden, wir wollten Kinder und wir wollten weg von der Großstadt.

Den Wunsch haben sicher viele, doch die wenigsten verlassen ihr Komfortzone. Wir hatten auch unser Ängste und unsere Bedenken aber wir sprachen sehr viel darüber und waren uns einig, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen, egal was kommt. Gemeinsam hatten wir Kraft und wir gaben uns auch gegenseitig Mut und Hoffnung. Der Zusammenhalt ist gerade in einer Zeit der Veränderung sehr wichtig.

Als erstes begaben wir uns auf die Suche nach einem Haus. Zuerst suchten wir in der näheren Umgebung der Stadt. Doch der sogenannte Speckgürtel, das Siedlungsgebiet rund um Wien, war uns zu teuer. Wir fuhren dann am Wochenende immer wieder auf Erkundungstour, um heraus zu finden, wo es uns gefallen könnte und ob dort Häuser zum Mieten stehen würden. Der Abstand zur Metropole wurde immer weiter und nach etwa einem halben Jahr Suche, als wir es bereits aufgeben wollten, kam uns der Zufall zu Hilfe: Eine völlig unscheinbare Annonce, ohne Bilder und ohne viel Angaben über das Objekt, in einem Online-Portal. Nach dem Motto „Nutzts nix, schads nix“ schrieben wir ohne viel Hoffnung die angegebene Adresse an und baten um nähere Details und Bilder.

Das angebotene Haus, Ein alter „Hintaushof“ erbaut in der nachkriegszeit, abgewohnt, von Vormietern verunstaltet und alles andere als wohnlich.

Doch als wir es das erste Mal besichtigten, hatte es eine wunderschöne Ausstrahlung und wir fühlten uns sofort wohl.

Der Garten war eine durchgehende Rasenfläche, gerade mal ein Holunderbusch, eine alte Rose, zwei alte Obstbäume und drei ausgewachsene Weihnachtsbäume standen darin. Von einem Naturgarten war er mindestens so weit entfernt wie die Ideen dazu in unseren Köpfen.

Aber das war uns damals egal. Mit seinen sechshundert Quadratmetern kam uns der Garten damals noch riesig vor. Schliesslich beschränkte sich unsere private Grünfläche bisher auf ein paar Blumenkisterln vor den Fenstern mit Blick auf eine laute Einfallsstrasse.

In nur drei Monaten richteten wir das Haus innen soweit her, dass wir uns wohl fühlen würden. Bei manchen Arbeiten, wie Änderungen beim Wasseranschluß, half uns auch der Vermieter und wir bekamen für die Zeit der Renovierung auch Mietfrei.

   

Es entstand sogar so etwas wie Freundschaft zwischen uns und den Vermietern, einem alten Weinbauern Ehepaar, in dieser Zeit. Kilometerweise mussten mehrere Farbschichten von den Wänden gekratzt werden , Stromleitungen wurden verlegt und die Wände neu verspachtelt. In mehreren Zimmern wurden neue Böden verlegt und im Schlafzimmer konnten wie sogar den alten Schiff-Holzboden erhalten. Der ehemalige Saustall wurde noch von den Vermietern Umgebaut und ein neues Dach aufgesetzt.

Wir verbrachten jeden freien Tag mit dem Herrichten des Hauses.

Zum ersten mal „draußen“ schlafen trauten wir uns dann auf einem Matratzenlager im noch unfertigen Schlafzimmer. An diesem schönen Wochenende im September besuchten wir das „Sturmfest“ (Sturm ist ein noch sehr junger, nicht fertig vergorener Wein) im Nachbarort und wollten deshalb nicht mit dem Auto nach Wien zurück fahren.

Ende November hieß es dann aber endgültig Umzug! Zwei Stadtwohnungen wurden aufgelöst, das Mobiliar und vier Katzen mit ausgeborgten Lastwägen umgesiedelt und der Meldezettel fürs neue Heim unterschreiben. Jetzt waren wir Niederösterreicher. Weinviertler im Speziellen.



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