Ist mein Kind hochsensibel?

Mir wurde schon oft die Frage gestellt, woher ich weiß, dass meine Kinder hochsensibel sind.

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es geht sicher vielen Müttern von hochsensiblen Kindern so, dass sie sich fragen was mit ihrem Kind bloß los ist. Es verhält sich doch nicht normal, oder?

In unserer Gesellschaft wird ein Bild von Kindern gezeigt, die alles mitmachen.

Die alles genügsam hinnehmen und den Druck unseres Lebens ohne Murren aushalten.

Aber diese Kinder gibt es nicht. Und hochsensible Kinder sind noch empfindsamer, was bestimmte Einflüsse angeht.

Aber jetzt einmal zu meinen Kindern: Wie viele Leser schon wissen, habe ich zwei. Mein Mädchen ist die Erstgeborene und war im ersten Jahr ein Bilderbuchkind. Sie hat viel und gut geschlafen, sie hat wenig geweint und war immer zufrieden.

Im zweiten Jahr kamen dann die ersten Anzeichen von Hochsensibilität, die ich aber nicht deuten konnte, weil ich damals von dieser Sache noch nichts wusste:

Auf der Straße getragen werden wollen, obwohl sie gut laufen konnte. Oder Aussagen wie „Mama Angst“ wenn sie etwas lautes hörte.

Sie wollte bis zu ihrem dritten Lebensjahr nur im Kinderwagen auf die Straße. Spielen mit anderen Kinder war auch nicht möglich, da sie von dem Trubel und Toben der anderen wie versteinert war. Sie stand am Kinderspielplatz nur daneben, schaute zu, beobachtete.

Ich habe mir immer gesagt, sie ist so, sie braucht halt Zeit um mit anderen warm zu werden, ich war ja auch nicht anders.

Als sie eineinhalb Jahre alt war, kam mein Sohn zu Welt und der forderte alles von mir.

In den ersten Stunden nach dem Kaiserschnitt war er als würde nur der Körper geboren worden sein aber die Seele wäre noch nicht eingezogen.

Er weinte nicht, er gab keine Hungerzeichen von sich, er lag einfach nur da.

Nach einem Tag fing er dann an zu schreien und hörte nur auf, wenn er gestillt wurde. Die ersten drei Monate konnte ich mit ihm kaum das Bett verlassen. Es war unser kleine Insel, auf der er sich sicher fühlte, und entspannen konnte. Aber wenn ich auf die Toilette oder unter die Dusche wollte oder sonst das Bett verließ schrie er. Ich bin damals verzweifelt. Ich habe mich gefühlt wie eingesperrt. Ich war total zerrissen zwischen dem Kind und meiner Freiheit.

Mit der Zeit habe ich mich dann mit ihm zumindest in den Garten getraut. Nur dicht bei mir konnte er sich der Aufgabe stellen etwas neues kennen zu lernen.

Wie er dann etwa ein Jahr war und ich am Ende meiner Kräfte war, habe ich von hochsensiblen Kindern erfahren.

Ich kann heute gar nicht mehr sagen woher die Information gekommen ist. Aber genau Das war es. Ich habe jede Information über Hochsensibilität verschlungen und nach dem Buch „Mein Kind ist hochsensibel- was Tun“ konnte ich meine Kinder endlich verstehen.

Ich konnte verstehen, warum sie so reagierten und auch warum ich mich selber schon immer so fremdartig gefühlt hatte.

Ja, ich bin auch hochsensibel. Es war wie ankommen und endlich dazu zu stehen, wie man ist.

Aber woran merke ich jetzt bei meinen Kindern, dass sie hochsensibel sind?

Meine Tochter mag keine Menschenmassen. Die fünfundzwanzig Kinder im Kindergarten waren ihr schon zu viel. Sie braucht ihren Rückzug und verträgt keinen Lärm. (Außer sie macht ihn selber.)

Sie denkt über viel Sachen nach und hinterfragt auch viel.

Alles was neu ist, oder nicht oft passiert, wirft sie aus der Bahn. Das äußert sich dann meistens in Schlafstörungen und auch vermehrtes Streiten mit ihrem Bruder. Auch Eifersucht ist so ein Zeichen.

Mein Sohn hatte lange Probleme mit dem Einschlafen und Durchschlafen.

Gerade bei den Entwicklungs-Schüben gab es immer mal eine Nacht in der kaum geschlafen wurde.

Auch der Kontakt zu anderen Menschen ist sehr schwierig für ihn und er braucht sehr lange bis er einen Menschen an sich ran lässt und mit jemanden redet.

Das Beste ist da, wenn mein Sohn auf die Menschen zugehen kann und er das Tempo der Annäherung bestimmt.

Auch wenn er emotional einmal Ansteht, zum Beispiel bei Verboten, braucht er eine sehr intensive und geduldige Begleitung durch solche Krisen. Er möchte immer das Warum verstehen. Wenn es für ihn nicht logisch ist, warum er etwas nicht haben kann, oder warum das gerade nicht geht, gehen seine Gefühle mit ihm durch.

Wo beide Kinder und auch wir Eltern sehr stark reagieren sind Umwelteinflüsse wie Voll- und Neumond , Gewitter und Wind. Der Wind nimmt mir total die Verbindung zu Erde und auch meine Kinder sind dann viel Gereizter.

Beide Kinder brauchen viel Zeit zuhause und wir als Eltern überlegen uns gut, ob wir Ausflüge und Besuche schon vorher ankündigen, da schon die Vorfreude den beiden so zusetzt, dass ein Familienleben kaum noch möglich ist.

Hochsensible Kinder sind einfach anders und sie sind eine Herausforderung. Doch wenn man sich darauf einlässt, können gerade hochsensible Eltern von ihnen profitieren:

Sie lernen durch ihre Kinder viel über sich selber.

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